„Wir sind wieder da… und wir sind froh, dass Sie wieder da sind – das Murmeln und Klingen der Gläser zu hören, ist ein tolles Gefühl!“, stellte IMMOCOM Geschäftsführer Michael Rücker zu Beginn des ersten Leipziger Immobiliengespräches nach der langen Corona-Pause erfreut fest. Am 15. Juli 2021 führten wir das lange etablierte Immobilien-Event in unserer Heimatstadt Leipzig reibungslos sowie mit erprobtem, von unseren Besuchern rundweg akzeptiertem Hygienekonzept durch und konnten uns sowohl über vertraute Gesichter unter den Gästen als auch über hochrangige Podiumsteilnehmer freuen.
Moderiert von Michael Rücker stellten sich im H4 Hotel Leipzig folgende Teilnehmer der Diskussionsrunde rund um den Immobilienmarkt der Messestadt:
- André Adami, Bereichsleiter Wohnen bei der bulwiengesa AG
- Ulf Graichen, Vorstand der CG Elementum AG
- Till Schwerdtfeger, Vorstand der AOC Immobilien AG
- Stefan Wulff, Geschäftsführender Gesellschafter der OTTO WULFF Bauunternehmung GmbH
Vortrag: „Der Leipziger Wohnungsmarkt boomt… oder: Der Fluch des Erfolges“
Das Leipziger Immobiliengespräch eröffnete nach einem Meet and Greet im Vorfeld und dem Grußwort von Michael Rücker ganz klassisch ein Vortrag. In diesem erklärte André Adami vom Analyseunternehmen bulwiengesa Leipzig zur dynamischen Stadt mit einem offenen Markt, in den auch Außenstehende gut investieren können. Doch im Stadtscoring der deutschen B-Städte habe die Stadt trotzdem verloren.
Ein Grund: Zwar hätte die Bautätigkeit in der Messestadt zugenommen, doch die Nachfrage nach neuen Wohnungen ließ parallel nach. Ursache seien laut bulwiengesa vor allem das durch Corona beschleunigt wachsende Interesse junger Familien am Leipziger Umland und die Tatsache, dass die Unternehmen Leipzigs, die sich in der Krise behauptet haben, nur (unter)durchschnittlich bezahlen, was im Umkehrschluss weniger Menschen anzieht.
Demnach sei es fraglich, ob die demnächst in den Markt gepumpten, sehr zahlreichen Wohnungen überhaupt Abnehmer finden werden. André Adami empfahl daher den Anwesenden Bauträgern und Projektentwicklern über andere Nutzungsarten nachzudenken, vor allem das Seniorenwohnen im Blick zu behalten. Nach einem Überblick über abgerufene Mieten und Kaufpreise sowie andere Kennzahlen des Leipziger Marktes schwenkte der Abend in Richtung Podiumsdiskussion über.
Podium beim Leipziger Immobiliengespräch: Der Wohnungsmarkt der Messestadt im Fokus
Hier stellte André Adami eröffnend fest, dass Dresden in dem Scoring seines Eröffnungsvortrages vor Leipzig rangiere, weil hier höhere Gehälter gezahlt würden und die zu entwickelnden Areale bei weitem nicht so groß seien wie in Leipzig, weshalb in der sächsischen Landeshauptstadt das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage auch auf lange Sicht ausgewogener sei.
Ulf Graichen bestätigte diese Tendenz, indem er erklärte, dass für die durch ihn vertretene CG Elementum AG vor allem der Leipziger Markt für Gewerbeentwicklungen interessant sei, während Wohnentwicklungen eher nachrangig behandelt würden. Stefan Wulff unterstrich hingegen, dass für die OTTO WULFF Bauunternehmung GmbH der Wohnungsbau in Leipzig weiterhin eine wichtige Rolle spielen werde. Der Fokus liege aktuell auf dem drittgrößten neuen Wohnquartier Leipzigs, dem Löwitz Quartier.
Hier würden aktuell wichtige Überlegungen rund um den Bedarf an Homeoffices ebenso berücksichtigt, wie nachhaltiges Bauen. Genau das werde auch nachgefragt und entsprechend fehle es auch nicht an Investoren. Hemmnisse für den Wohnungsbau gebe es allerdings genug. So würden sich die Antragsverfahren immer länger hinziehen. Und Till Schwerdtfeger, der mit seiner AOC Immobilien AG bis 2025 etwa 1.000 Wohnungen für den Leipziger Markt bereitstellen will, sieht die Baukosten und die Grundstückspreise als heikelste Knackpunkte.
Im weiteren Verlauf arbeiteten die Podiumsteilnehmer wichtige Eckpunkte heraus, die den Wohnungsmarkt der Zukunft prägen werden. Ergo ging es um:
- Nachhaltiges Bauen, das entsprechend bewusste Zielgruppen triggern wird.
- Steuerliche Anreize zur Schaffung von mehr Wohneigentum als Hebel gegen Altersarmut.
- Digitale Bauprozesse für mehr Effektivität – was Kosten senkt.
Weitere Themen bei der IMMOCOM-Präsenzveranstaltung
Geschmeidig ging die Diskussion hernach zu weiteren Themen rund um den Leipziger Immobilienmarkt über. Vom Büromarkt und die Zukunft der Büros ging es über die Idee, Beruf, Leben und Wohnen in Business Improvement Districts zu vereinen, hin zum Bild von der durchmischten Stadt als Ideal, das Immobilienentwickler auch in Zukunft anziehen wird. Das nutzte André Adami für einen Appell, den Wandel in der Stadt im Auge zu behalten, kreative und alternative Themen zu bewahren und zu fördern und durchaus auch mal auf Geld zu verzichten, wurde doch in den letzten Jahren recht viel Geld am Leipziger Immobilienmarkt verdient.
Nach diesen nachdenklichen Worten und erkenntnisreichen 90 Minuten Diskussion leitete Michael Rücker den geselligen Teil des Leipziger Immobiliengespräches ein. Bei einem reichhaltigen Buffet wurden wie früher Kontakte geknüpft, Erfahrungen ausgetauscht und angeregte Diskussionen geführt. Dieser Abend fühlte sich offensichtlich nicht nur für uns richtig rund an und wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Leipziger Immobiliengespräch.