Beim ersten IMMOCOM-Immobilientag in Nürnberg geht es vor allem um die Folgen der Corona-Pandemie, Homeoffice versus Büro, Nachhaltigkeit und die „gebrannten Kinder“: Hotel und Einzelhandel.
Die Premiere ist gelungen: Knapp über 100 Gäste verfolgten in der Meistersingerhalle den ersten IMMOCOM-Immobilientag in Nürnberg. Die Metropolregion rund um die Christkindlmarkt-Stadt komme zwar nicht ohne Schäden durch die Corona-Krise, diese seien aber nicht so groß: „Im Segment Wohnen hatten wir auch davor keinen so stark überhitzten Markt wie in den Top 7-Städten“, so Andreas Zeitler, Niederlassungsleiter Bayern bei der Instone Real Estate. „Wenn alles gut läuft, werden wir uns danach in einem gesunden Markt wiederfinden.“
Noch immer keine Grundstücke in Nürnberg
„Der Markt ist brutal eng, es gibt kaum Produkte“, so Michael Peter, Geschäftsführender Gesellschafter der P&P Gruppe. „Viele hatten ja gedacht, dass es nun Grundstücke gebe, dem ist aber nicht so.“ Für Michael Peter das größere Thema: „Die Attribute der Metropolregion Nürnberg sind eher positiv in der Krise. Wir bleiben noch deutlich unter unseren Möglichkeiten, schöpfen noch nicht alle Potenziale aus.“ Marc K. Thiel, Vorstand der GERCHGROUP AG, zielte in seiner Argumentation vor allem die Urbanität ab: „Sie wird weiter eine entscheidende Rolle spielen, auch wenn es den Trend zum Leben auf dem Land gibt.“
Stabiler Nürnberger Officemarkt
Julia Schreiter, Team Leader Office Leasing Nürnberg bei Jones Lang LaSalle (JLL), identifizierte in den vergangenen Wochen und Monaten einen neuen Trend: „Nachhaltige Büros werden stärker nachgefragt“, sagte die Expertin. „Es gibt einige Firmen, die ihren Zweitsitz sehr gern in ein Green Office verlegen würden.“ Denn alle müssten den Mitarbeitern etwas bieten, denn um diese ginge es. Frank Pickel von Drees & Sommer bestätigte das: „Natürlich ist die Akzeptanz von Videoschalten sehr viel größer geworden, allerdings ersetzt sie nicht persönliche Treffen und Vor-Ort-Begehungen.“ Für Tobias Wilhelm, Niederlassungsleiter München bei Art-Invest, ist die Pandemie „ein Teilchenbeschleuniger“, der alle dazu zwinge, die Flexibilität innerhalb eines Quartiers oder Gebäudes immer mitzudenken. Für ihn ein Trend: Investments in Bestandsimmobilien nehmen zu, da die Mehrauflagen vor allem durch die Finanzierer bei Büro-Neubauten immer höher werden.
Umwidmung von Shoppingcentern
Um die „gebrannten Kinder“ Einzelhandel und Hotel ging es in einem weiteren Panel. Heidi Schmidtke von JLL beschäftigte vor allem eine Frage: „Was passiert mit den Shoppingcentern, die sich nicht mehr am Markt halten können? Wie könnten Nachnutzungen aussehen?“ Klar scheint, dass B-Lagen unattraktiver werden, die Königstraße eine Aufwertung als „Einkaufsstraße“ erfährt, die Kaiserstraße durch den Hauptteil des Segmentes Luxus-Mode vor einer Herausforderung steht. Der Nahversorgungsbereich kam gut durch die Krise, urteilte Susanne Klaußner, Geschäftsführerin der DIR Deutsche Investment Retail GmbH. „Natürlich hat man die nachlassende Frequenz in der Lockdown-Phase gesehen, danach ging sie aber wieder nach oben“, so die Retail-Expertin.
Bereinigung des Hotelmarktes im Gange
Nicht ganz so einfach wird es für die Assetklasse Hotel werden. „Wir sehen hier Probleme bei bestehenden Häusern, vor allem bei denen, die eng an das Kongressgeschäft gekoppelt sind“, sagte Heidi Schmidtke von JLL. „Erste Hotels in der Entwicklung werden wohl umgewidmet.“ Gerade vor dem Hauptbahnhof folgt eine Kette auf die andere. „Trotzdem hatte die Stadt immer ein gutes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage“, so Heidi Schmidtke weiter. Der ADR-Level liegt dann auch höher als in Leipzig, Berlin oder Hannover. Auf das „richtige Pferd“ hat Omar Schmelzer gesetzt, der das Hotel „Karl August“ mit etwa 120 Zimmern in direkter Nachbarschaft zum Deutschen Museums im gehobenen Service der Vier Sterne-Kategorie etablieren will. Corona-bedingt nicht schon in diesem Jahr, sondern ab Frühjahr 2021. „Wir sind mit dieser Immobilie multifunktionsfähig“, so der zukünftige Hotelbetreiber. Bedeutet: Aus den Zimmern können auch Apartments werden.
Wichtige Erkenntnis aus dem ersten Immobilientag in Nürnberg: Wirtschaft wird Metropolregion weiter stärken
Ganz einig waren sich Reto Manitz, City-Manager der Stadt Nürnberg, und Dr. Michael Fraas, Stadtrat und Wirtschaftsreferent. Beiden ging es um die wirtschaftliche Strahlkraft der Metropolregion. „Wir müssen die Krise als Chance nutzen“, so Reto Manitz. „Es zeigt sich nun, wie viele Hidden Champions hier ansässig sind und die lokale Struktur stärken.“ Dr. Michael Fraas unterstrich dies mit einem positiven Fingerzeig in die Zukunft: „Nürnberg ist High Tech-, Industrie, und Dienstleistungsstandort und aus den Krisen der letzten Jahrzehnte gestärkt hervorgegangen.“
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Autorin: Ivette Wagner