IMMOCOM veranstaltete am 1. Dezember 2020 den Frankfurter Immobilienkongress. Dieser konnte aufgrund der Corona-Situation ausschließlich digital durchgeführt werden und widmete sich unter anderem Regularien wie der Mietpreisbremse und der Frankfurter Grundstückspolitik.
Corona und seine Herausforderungen für den Frankfurter Immobilienkongress
Schon früh war absehbar, dass wir unseren Frankfurter Immobilienkongress im Jahr 2020 aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation nicht würden als Präsenzveranstaltung durchführen können. Dementsprechend wurde selbiger als Streaming-Angebot geplant.
Dieses gestaltete sich diesmal als besonders schwierig, denn Corona machte uns noch einen weiteren Strich durch die Rechnung. Diverse Speaker unserer Panels mussten kurzfristig ihr Engagement für unseren Event absagen. Auf den sprichwörtlich letzten Drücker galt es nun, einige Panels neu zu befüllen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Speaker, die kurzfristig eingesprungen sind und die Veranstaltung zu dem interessanten und spannenden Event gemacht haben, das es am Ende des Tages war. In dessen Auftaktpanel drehte sich alles um folgendes Thema…
Frankfurter Wohnungsmarkt hält Nachfrage nicht stand
Trotz Pandemie bleibt der Wohnungsmarkt ganz weit oben auf der politischen Agenda: Mit dieser Aussage eröffnete Jens Deutschendorf, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, den Frankfurter Immobilienkongress von IMMOCOM. „Natürlich ist der öffentliche Fokus ein anderer, aber die Situation des Wohnungsmarktes hat sich nicht geändert: Das Angebot kann mit der Nachfrage nicht Schritt halten.“ Vielmehr seien Wohnbedingungen in die Diskussion geraten, wenn man beispielsweise an die Bedeutung von Homeoffice denkt.
Wir bieten Ihnen die Möglichkeit, den gesamten Frankfurter Immobilienkongress oder einzelne Panels als Video on Demand zu ordern.
Vor der Pandemie hatte die Landesregierung Hessen eine Bedarfsprognose sowie einen Wohnungsmarktbericht erstellt. „Auch wenn die Zahlen nicht aktuell sind, sind sie trotzdem wichtig für die sich daraus ableitenden Handlungen“, so Jens Deutschendorf. Kurz und kompakt: Bis 2040 braucht es 367.000 Wohnungen in Hessen, pro Jahr also etwa 16.000. Einen großen Teil davon im Rhein-Main-Gebiet.
Regulierung kann durchaus sinnvoll sein
Regulatorische Eingriffe hält Jens Deutschendorf durchaus für sinnvoll. Mit dieser Aussage knüpfte er an den Titel des Panels „Berliner Verhältnisse? Welche Strategien nachhaltig helfen“ an. Mietpreisbremse, Kappungsgrenze, Kündigungssperrfrist bei Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen sowie einen Genehmigungsvorbehalt in Gebieten mit Milieuschutzsatzung gehören für ihn dazu. Letzteres wurde auf 49 Kommunen erweitert. „Mit Blick nach Berlin kann man sagen, dass mit dem Mietendeckel über das Ziel hinausgeschossen wird“, so Jens Deutschendorf. „Wir wollen mehr Dynamik und keine Verknappung des Angebotes.“
Kanon beim Frankfurter Immobilienkongress: In der Stadt muss um Grundstücke gekämpft werden
Frank Junker, Geschäftsführer ABG FRANKFURT HOLDING Wohnungsbau- und Beteiligungsgesellschaft mbH, wies darauf hin, dass sein Unternehmen Grundstücke auf dem freien Markt erwerben muss: „Wir haben insgesamt 54.000 Wohnungen und momentan 22.000 Interessenten, die nach bezahlbarem Wohnraum, nicht nach gefördertem suchen.“ Auch um diese Klientel müsse man sich viel stärker kümmern.
Monika Fontaine-Kretschmer, Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte I Wohnstadt (NHW), kämpft ebenfalls um Grundstücke. Ein guter Zweiter zu werden, bringe dabei nichts. „Wir sind langfristige Bestandshalter, wollen schon deshalb eine hohe Qualität.“ Die Refinanzierung des Produktes wird immer schwerer, „die Baukosten laufen uns weg“.
Regulation verhindert vernünftiges Bauen in Frankfurt
Einen Grund dafür benannte Tobias Rösinger, Geschäftsführer der Wenz & Co GmbH: „In unserer Branche können mehr Vorschriften gezählt werden als in jeder anderen. Eine Baugrube mit Entsorgung kostet heute so viel wie früher ein ganzer Rohbau.“ Viele Regularien führen zudem dazu, dass Grundstücke nicht ideal genutzt werden können. „Wenn ich zwei Geschosse weniger bauen darf, werden eben auch die Mieten höher.“
Eine gute Zusammenfassung gab Prof. Dipl.-Ing. Christoph Mäckler, der Direktor des Deutschen Institutes für Stadtbaukunst: „Das Thema Bodenpolitik ist so alt wie die Stadtplanung. Wir brauchen sinnvolle regulatorische Maßnahmen, die sich aber nicht verselbstständigen dürfen.“ Viele Verordnungen würden allerdings heute vernünftiges Bauen verhindern.