Am 24. Mai hatten wir zum Berliner Immobilienkongress 2022 geladen. Im MERCURE HOTEL MOA BERLIN konnten wir wieder an das vorpandemische Niveau anknüpfen und mehr als 300 Gäste bei unserem Branchentreffen in der Hauptstadt begrüßen. Das Bedürfnis nach einem direkten Austausch ist also unvermindert groß.
Den Schwerpunkt für die Experten aus Politik und Wirtschaft in den Podien bildete der Stimmungswandel in der Berliner Wohnungspolitik. Der wurde auch in den Pausen und den geselligen Runden während und nach der Immobilienveranstaltung heiß diskutiert. Ein kleines Stimmungsbild von unserer freien Redakteurin Mara Kaemmel erhalten Sie fortfolgend.
Berliner Senat signalisiert Willen zur Kooperation
Nach fünf Jahren Konfrontation mit der Immobilienwirtschaft signalisiert der neue Senat in Berlin den Willen zur Kooperation. Zwar hatte der Senator für Stadtentwicklung Andreas Geisel kurzfristig absagen müssen, dafür wurde er im hochkarätig besetzen Podium von Christian Gaebler vertreten, dem Staatsekretär für Bauen und Wohnen in Berlin. Er betonte, dass die Wohnungspolitik die höchste Priorität im Koalitionsvertrag habe. 100.000 Wohnungen will die Koalition bis 2026 bauen, davon jährlich 5.000 Sozialwohnungen. „Der Wohnungsbau hält mit dem Bevölkerungswachstum nicht Schritt“, konstatierte er nüchtern.
Seit dieses Ziel festgeschrieben wurde, hat sich jedoch die geopolitische Lage geändert. Pandemie und Krieg haben eine Zeitenwende eingeläutet, die von steigender Inflation, steigenden Baupreisen, Kapazitätsengpässen und steigenden Zinsen geprägt wird. „Ob wir das gesetzte Ziel unter diesen Umständen erreichen, kann ich nicht garantieren“, räumte Christian Gaebler ein. Die private Immobilienwirtschaft sei deshalb besonders gefordert. „Wir setzen auf Kooperation mit dem Ziel bezahlbarer Mieten und vielfältiger Quartiere.“ Im Juni soll es eine Vereinbarung im Rahmen des Berliner „Bündnisses für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen“ geben. „Die generelle Unterstellung, private Immobilienunternehmen seien nur auf das schnelle Geld aus, hat keine Grundlage. Dafür gibt es keine Belege. Die Mehrheit ist daran interessiert, langfristige Verträge und Sicherheit zu haben.“
Berlin wird weiterhin wachsen
Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine sind rund 56.000 geflüchtete Ukrainer in Berlin registriert worden, von denen viele bleiben wollen und eine Wohnung suchen. Die Ziele des Senats seien bereits jetzt zu niedrig gesteckt und würden nicht mal eine normale Leerstandsquote abbilden. „Gebraucht werden aus heutiger Sicht bereits 300.000 neue Wohnungen“, sagt Sebastian Czaja, Fraktionsvorsitzender der Berliner FDP. Der Rechtsanwalt Dr. Mathias Hellriegel konstatierte: „Zumindest atmosphärisch hat sich in Berlin in den vergangenen Monaten viel getan. Die Haltung der neuen Führungsebene im Senat ist zu begrüßen.“ Aber aus der täglichen Praxis wisse er, dass oft eine Ebene tiefer der Wille zum Bauen weniger ausgeprägt sei. Die Zahl der Baugenehmigungen ist 2021 zum fünften Mal hintereinander gesunken.
Die Mieten in Berlin waren ebenfalls Thema. Die sozialverträgliche Miete liege bei sechs Euro pro Quadratmeter, erklärte Niklas Schenker, Sprecher für Mieten und Wohnen der Berliner Fraktion DIE LINKE. Einar Skjerven, Geschäftsführer der Skjerven Group, entgegnete, dass diese Summe weder reiche, um heute neu zu bauen, noch um den Bestand über 40 Jahre vernünftig zu erhalten. Sein Resümee: „Sechs Euro sind ein schöner Traum, aber eben nur ein Traum.“
Lesen Sie auf Immobilien-Aktuell-Magazin.de außerdem eine spannende Zusammenfassung der Podiumsdiskussion zu dem Thema Quartiersentwicklungen in Berlin.
Fotos von dem Immobilienevent der IMMOCOM
Das gab es noch beim Berliner Immobilienkongress 2022
Neben weiteren hochkarätigen Podiumsdiskussionen zu den Themen Quartiersentwicklungen, Office, Nachhaltigkeit im Allgemeinen und das Bauen mit Holz im Speziellen, steigende Baukosten, Spandau als Vorzeigebezirk und Stadtentwicklung konnten sich unsere Gäste auch zahlreiche Vorträge zu Gemüte führen oder sich die neuesten Produkte und Trends von unseren Ausstellern nahebringen lassen. Leckere Speisen und Getränke versüßten den Aufenthalt zusätzlich. Mit unseren IMMOCOM-Live-Veranstaltungen geht es in den nächsten Wochen weiter: Am 27. September findet der Frankfurter Immobilienkongress statt, gefolgt vom Kölner Immobilienmonitor am 25. Oktober 2022. Weitere Termine bis zum Jahresende: