Genau 50 Gäste durften den Potsdamer Immobilientag von IMMOCOM direkt vor Ort im Kongresshotel am Templiner See verfolgen. Alle anderen griffen auf den Livestream zurück und verpassten weder Vorträge noch Diskussionsrunden.
Potsdam als Aufsteiger des Jahres beleuchtete Baubürgermeister Bernd Rubelt im Auftaktvortrag. „Wir wissen, dass die Entwicklung sich nicht nur in Kernzahlen zeigt“, so der Politiker. Das Einwohner-Wachstum zum Beispiel sei nicht mehr so stürmisch, trotzdem bleibe die Landeshauptstadt ein Zugpferd für die Region.
Warum es Investoren nach Potsdam zieht
Bernd Rubelt zeigte, warum es Investoren verstärkt nach Potsdam zieht: verlässliche Zusagen der Politik, persönliche Gesprächsangebote, herzliche Einladungen zu Projekten. Was nicht gleichzusetzen ist mit problemlosem Bauen und Entwickeln. Detailliert skizierte er außerdem den „Potsdamer Drittelmix“ aus preisreduziertem und gefördertem Wohnungsbau sowie Eigentums- und anderen Mietangeboten. „Das werden wir heute Abend in die Stadtverordnetenversammlung einbringen“, bekräftigte Bernd Rubelt. Zur Bauland-Aktivierung will sich die Stadtverwaltung an Ulm oder Münster orientieren, also an einer Flächenabgabe beziehungsweise eines Zwischenerwerbes vor der Einleitung eines Planverfahrens.
„Brauchen mutige Investoren und Visionäre“
„Das nachhaltige Wachstum einer Stadt erfordert den Bau von Wohnungen und Gewerbeflächen im Einklang“, sagte Bernd Rubelt. Auch deshalb befinde sich das Stadtentwicklungskonzept Gewerbe 2030 in Fortschreibung. „Wir brauchen mutige Investoren und Visionäre, die sich Herausforderungen stellen.“ Damit gemeint sind beispielsweise Revitalisierungen in Krampnitz. Für den Science Park gab es ebenfalls eine Einladung zur Beteiligung, momentan werden 50 Hektar Entwicklungsland untersucht.
Großer Hunger nach Innovationen
Dr. Steffen Kammradt, Sprecher der Geschäftsführung der Wirtschaftsförderung Brandenburg, betonte, dass es „einen großen Hunger nach Innovationen“ gebe und dass die Tesla-Ansiedlung sowie der BER dem Nachdruck verliehen. „Potsdam ist mit seiner Entwicklung ein besonders schneller Standort“, so Dr. Steffen Kammradt. Beide Diskussionsteilnehmer betonten, wie wichtig Fachkräfte für die Entwicklung seien. Wolle man eine solche, dann müssen man laut Bernd Rubelt „seine Hausaufgaben machen“. Das heißt nichts anderes, als Gewerbe-Angebote bereitzustellen. „Auch wenn es durch die Pandemie momentan nicht zwingend so aussieht, wird der Bedarf hoch sein. Wir dürfen Mangel nicht zulassen, da wir sonst die Preisschraube nach oben drehen.“
Bedarf an Büroflächen verzehnfacht sich bis 2030
Passend dazu verriet Stefan Frerichs, Chef der Potsdamer Wirtschaftsförderung, bereits vor der Veröffentlichung einer Studie, dass bis 2030 der Bedarf an Büroflächen sich verzehnfachen wird. Die Medienstadt sei dafür ein schönes Beispiel: Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sie sich fast verdoppelt. Als Markenkern Potsdams definierte Stefan Frerichs Geschichte, Film und Wissenschaft.
Beispielhaft dafür präsentierte die Driven Investment GmbH den Think Campus direkt neben dem SAP-Innovation-Center. Das erste WorkHub No. 1 mit rund 8.300 Quadratmetern und ab 2021 das WorkHub No. 2 mit etwa 3.000 Quadratmetern Fläche wurden auf Zukunft programmiert: Die Offices sind auf Flexibilität, Networking und Community ausgerichtet.
Projektentwickler weichen von Berlin nach Potsdam aus
Für den Neubau des Forschungs- und Technologiezentrums Earth & Environment Centre EEC sowie für das Zentrum für Naturstoffgenomik (NSG) hat die IGP AG die Planung übernommen. Das Laborgebäude entsteht auf dem Campus Golm.
Florian Krochmann, Vorstand IGP International Consulting AG, stellte dieses außergewöhnliche Projekt vor und teilte gleich am Anfang gegen Berlin aus: „Für Projektentwickler wird es dort immer schwieriger, ihrer Arbeit nachzugehen.“ Das führe zu Ausweichbewegungen in den Speckgürtel der Hauptstadt und eben auch nach Potsdam.