Beim Dresdner Immobilientag ging es nicht nur um die Auswirkungen der Corona-Pandemie, sondern um Einwohnerentwicklung, „fette“ Pipelines, den stabilen Büromarkt, einen Mangel an Logistik-Flächen und um das Sorgenkind Einzelhandel.
Der Dresdner Immobilientag im Hotel Taschenbergpalais Kempinski war ausverkauft. Unter strengen Hygiene-Auflagen konnte IMMOCOM einmal mehr eine Präsenzveranstaltung durchführen. Diese begann mit Grundsätzlichem: Prof. Harald Simons von der empirica AG setzte als Keynote Speaker den Fokus auf den Wohnungsmarkt.
Harald Simons: Angebot steigt stärker als Nachfrage
Erste statistische Daten zeigen: Die Haushaltsgrößen wachsen nicht mehr, die Einwohnerentwicklung ist rückläufig, der Einfluss der Pandemie darauf noch nicht endgültig zu benennen. „Klar ist, dass das stürmische, fette Wachstum der vergangenen Jahre vorbei ist“, so Prof. Harald Simons. Und fett ist auch die Pipeline: „Wir haben es hier mit einem Bauboom zu tun. Es gibt keine Stadt in Deutschland, in der mehr Wohneinheiten pro 1.000 Einwohner gebaut werden als hier.“ Aus wohnungspolitischer Sicht sei das sehr vorbildlich. „Das Angebot steigt stärker als die Nachfrage.“ Und das bei immer noch sehr moderaten Mieten. „Investoren müssen nun aufpassen, da wir uns in einer Marktentspannung befinden“, warnte der Experte.
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Stefan Szuggat: Vertrauen in den Dresdner Markt
Stefan Szuggat, Leiter des Stadtplanungsamtes, bestätigte „einen Schwung im Markt“. Die von der Stadt Dresden ausgewerteten Zahlen zeigen: Das Transaktionsvolumen im ersten Halbjahr 2020 ähnelt dem des ersten Halbjahres 2019. „Darin drückt sich ein Vertrauen in den Dresdner Markt aus“, so Stefan Szuggat. „Hinsichtlich des Fertigstellungsniveaus ist Dresden wirklich spitze.“ Aber er bestätigte auch, dass die Vermarktungsdauer von Projekten sich verlängert hat.
Es gibt genug preisgünstigen Wohnraum
Angesichts der Diskussionen der sächsischen Landesregierung über eine Mietpreisbremse für Sachsen gab es konträre Meinungen: Die Stadt Dresden benötigt nach eigenen Angaben bis 2030 etwa 10.000 geförderte Wohnungen. Das sieht Prof. Harald Simons anders: „Es gibt genug preisgünstigen Wohnraum.“ Die Wortkombination „angespannter Wohnungsmarkt“ reizt den Wissenschaftler: „Es gibt eine Definition des Gesetzgebers, was angespannt ist. Es besteht eher der politische Wille, einen angespannten Markt zu haben.“
Büromarkt prinzipiell stabil
Weiteres großes Diskussionsthema: Homeoffice versus Büro. Prinzipiell sei der Büromarkt stabil, so André Heinrich, Niederlassungsleiter Dresden BNP Paribas Real Estate GmbH. Wie überall in der Immobilienbranche gebe es keine eindeutige Antwort. Klar sei, dass es zu wenig moderne Büroflächen innerhalb des 26er-Ringes gebe. Als attraktiv bezeichnete Daniel Sehnert, Team Leader Industrial Agency Leipzig bei JLL, den hiesigen Logistikmarkt. Auch wenn es zu wenige Flächen und Hallen gibt: die Nachfrage staut sich. „Es braucht Phantasie, um neue Wege zu gehen“, so Daniel Sehnert.
Einzelhandel: Konzeptlosigkeit der Stadt
Schlechte Laune hinsichtlich des Einzelhandels wollte David Tobias, Geschäftsführer des Handelsverbandes e.V., in seinem Büro lassen: „Der Einzelhandel bleibt wichtigster Faktor für den Besuch der Innenstadt.“ Natürlich sei das Segment durch Corona schwer getroffen. „Wichtig ist, dass wir auf die Konzeptlosigkeit der Stadt hinweisen.“ Denn an dem aktuellen Einzelhandelskonzept aus dem Jahr 2006 stehe „noch der DM-Preis“. Onlinehandel, Flächenpotentiale, Bedarfe und verändertes Einkaufsverhalten spielen darin gar keine Rolle. Das müsse zwingend geändert werden. „Ich würde mir auch ein Tourismuskonzept wünschen und ein Parkraumkonzept, das den Mangel an Flächen berücksichtigt.“ City-Managerin Friederike Wachtel sprach über die Stille in der Stadt während des Lockdowns, Johannes Mauthe, PreOpening Coordinator von ARCOTEL, stellte Dresden in ein zukünftig schönes Licht: „Es werden nicht alle Hotels überleben. Aber Dresden muss sich insgesamt keine Sorgen machen, die Zahlen aus dem Sommer zeigen, wie beliebt die Stadt ist.“
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